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Geschichte des Hauses zur Treib

Erstmals 1492 urkundlich erwähnt.

Das Haus zur Treib ist ein einzigartiges Baudenkmal mit einer weit zurückreichenden Geschichte. Die Treib war schon im Mittelalter ein bekannter Fahr- und Schutzhafen. Der Holzbau wurde zumindest zweimal erneuert, diente stets als Gastbetrieb und war Durchführungsort zahlreicher Eidgenössischer Tagsatzungen. Seine heutige äussere Erscheinung erhielt das Haus zur Treib im 17. Jahrhundert, die markanten, in den heraldischen Urner Farben schwarz und gelb bemalten, barocken Fensterläden wurden Mitte des 18. Jahrhunderts angebracht. Nach heftigen Debatten und einem Politkrimi wurde das Haus 1902 demontiert und als Rekonstruktion frisch aufgebaut. In seinem Innern befinden sich noch viele, auf die Barockzeit zurückgehende Täfelungen, Mantelstüde, Türen, ein Nussbaumbüffet. In den Gaststuben scheint die Zeit stehenbeglieben zu sein. Der Kachelofen im sogenannten Tagsatzungsaal im Obergeschoss ist über 400 Jahre alt. Der stolze, breite Bau mit seinem hohen Dach zählt zu den von Touristen am häufigsten fotografierten Denkmälern am Vierwaldstättersee.            

   

 

Urkundlich wird das Haus möglicherweise schon im 13. Jahrhundert als „Treba“ erwähnt. Eine erste Nennung als „Haus an Treib“ (Urkundenbuch Zürich, Bd 5, Nr. 1863) geht auf das Jahr 1482 zurück. Damals entrichtete die Regierung Luzerns den ansehnlichen Betrag von 10 Pfund, wahrscheinlich für eine Renovation. 

 

Als Fährhaus und Hafenstätte ist die Treib jedch weit älteren Ursprungs. Seit Menschengedenken legten hier an geschützter Stelle bei Föhnstürmen Boote an. Und das Übersetzen einer Fähre von Brunnen aus war an dieser Stelle ideal.

 

Aus dem 17. Jahrhundert stammt das älteste Bilddokument. Auf der Vierwaldstätterseekarte von Johann Leopold Cysat, angelegt vor 1642, gestochen 1645, ist das Haus zur Treib als einfacher hölzerner Bau zu erkennen, jedoch mit einem gut ausgebauten Hafen. Schon in jenem ersten, bekannten Haus fanden Zusammenkünfte statt, insbesondere der drei Alten Orte. 

 

Im Winter 1657/58 fiel das Haus, das als „Herberge“ bezeichnet wurde, einer Feuersbrunst zum Opfer. Die Pfarrei als damalige Eigentümerin sah sich ausser Stande, die Kosten für einen Neubau zu tragen und deshalb genehmigte die Landsgemeinde am 4. Mai 1658 einen Brandsteuerbrief. Mit diesem durfte auch ausserhalb des Landes Uri Geld gesammelt werden. 

 

Der Neubau, der bezüglich seiner äusseren Abmessungen dem heutigen Gebäude entsprach, kam noch 1658 unter Dach. In ihm fanden zwischen 1659 und 1767 nicht weniger als 58 eidgenössiche Konfernzen statt. Die heute so charakteristischen Zierläden in den heraldischen Urner Farben schwarz und gelb entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts. 

 

Immer wieder musste das Haus Renovationen unterzogen werden, da es direkt am und zum Teil sogar über dem Wasser starken Witterungseinflüssen ausgesetzt war. Ab 1806 ist im Haus zur Treib auch Salzverkauf belegt. 

 

Seit 1845 ist die Teib auch Dampfschiffhaltestelle. Mit der aufkommenden Dampfschifffahrt büsste die Treib von ihrer Schutzbedeutung ein, wurde aber immer wichtiger als touristsiche Sehenswürdigkeit und Personenumschlagplatz, insbesondere nach dem Bau der Standseilbahn Treib-Seelisberg 1914 bis 1916.

 

1894 besichtigte die Schweizerische Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler den Bau und schlug dessen Instandstellung vor, da sich das Haus stark zum See hin gesenkt hatte und zudem vom Salz salpeterverseucht war. Die Gesellschaft wandte sich an die Gemeinde Seelisberg und anerbot einen Bundesbeitrag von 50% an die Restaurierungskosten. Der mit den Arbeiten betraute Architekt Eugen Probst aus Zürich empfahl allerdings die Niederlegung und nachfolgende Rekonstruktion des Hauses. Der für die Subvention des Bundes zuständige Prof. Josef Zemp, der damalige Präsident der Gesellschaft, wandte sich gegen dieses Vorgehen, eine Subvention sei nur für eine Restaurierung erhältlich. Die gefiel wiederum dem Architekten Probst nicht, der vorschlug, auf den Bundesbeitrag zu verzichten und sich bereit erklärte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen, was aber letztlich scheiterte. 

 

Die Demontagearbeiten begannen im Oktober 1902. In der Folge entbrannte ein heftiger Streit über das Vorgehen. Ein vom Expertengremium der Gesellschaft für Erholung historischer Kunstdenkmäler eingeholtes Gutachten bestätigte die Restaurierbarkeit des Hauses. Zweimal wurde darauf ein Beitragsgesuch vom Bundesrat abgeleht. Ein drittes Beitragsgesuch wurde schliesslich, ohne Beschluss des Bundesrats, von der Bundesversammlung bewilligt. 

 

Immerhin haben sich im Innern des Hauses zur Treib bis heute viele auf die Barockzeit zurückgehende Täfelungen, Mantelstüde, Türen und ein Nussbaumbüffet erhalten. Das Ölbild  der Maria hilf, eine Kopie des Insbrucker Gnadenbildes, stammt aus dem Jahr 1700. Im sogenannten Tagsatzungssaal findet sich einer der schönsten und ältesten Kachelöfen des Kantons Uri aus der Zeit um 1600.  

            

1958/59 und 1981 fanden umfassende Restaurierungen des Hauses zur Treib statt. Nun, 2025, soll das Haus eneut einer Restaurierung unterzogen werden. Nebst der sorfältigen Konservierung der historischen Substanz des Hauses und einer Aufwertung seiner Umgebung ist die Küche vollständig zu erneuern und den heutigen Bedürfnissen anzupassen, damit das Haus auch in Zukunft - wie schon seit Jahrhunderten - als Gastbetrieb dienen kann.             

 

 

Juni 2022

Dr. Eduard Müller

Stiftungrat der Stiftung Haus zur Treib und ehemaliger Denkmalpfleger des Kantons Uri

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